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Psychisch Kranke fühlen sich von gesetzlichen Kassen unter Druck gesetzt

Psychisch Kranke fühlen sich von gesetzlichen Kassen unter Druck gesetzt

Psychisch kranke Menschen haben es oft nicht leicht, sich im Alltag und im Leben zu Recht zu finden und sind auf kompetente und teilweise lang andauernde Therapien angewiesen. Doch wie die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DptV) nun bekannt gegeben hat, kam es immer häufiger vor, dass sich die gesetzlichen Krankenkassen in die Behandlung psychisch Kranker einmischten.

Sachbearbeiter der Kassen telefonierten den Patienten hinterher, befragten sie zu ihrer aktuellen Situation und Behandlung. Mit Fragen wie „Lassen Sie sich stationär behandeln, sonst streichen wir Ihr Krankengeld“ oder „Sie hatten doch schon eine Reha, jetzt müssen Sie wieder arbeiten gehen“ konfrontierten die gesetzlichen Kassen die Patienten und setzten sie unter Druck. Dahinter kann man nur das Ziel die Kosten senken zu wollen, vermuten. Seit einigen Jahren steigt die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage unter Arbeitnehmern rapide an. Dabei fallen vor allem psychisch Kranke oft für mehrere Wochen oder Monate aus. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ersetzt dann das Krankentagegeld die Lohnzahlungen – eine teure Angelegenheit. Außerdem ist zusätzlich auch der Bedarf an ambulanter Psychotherapie in den letzten Jahren angestiegen. Betroffene Personen sind einer Therapie gegenüber offener geworden und geben sich eher in Behandlung, als noch vor einigen Jahren. Beide Faktoren führen natürlich zu hohen Kosten für die gesetzlichen Kassen.

Aus diesen Gründen versuchen die Kassen, die psychisch erkrankten Patienten stärker zu überwachen und Kosten zu reduzieren. So wurde den Betroffenen vorgeschlagen, möglichst schnell wieder arbeiten zu gehen, in anderen Fällen wurde ihnen aber auch geraten, die Arbeit zu kündigen. Davon könnten die gesetzlichen Kassen profitieren. Sie müssten kein Krankengeld mehr zahlen, da dies im Falle der Arbeitslosigkeit vom Arbeitsamt übernommen wird. Auch die Kosten für die Krankenversicherung würde das Amt übernehmen. Laut DptV sei auch der Fall, dass Sachbearbeiter mit Kürzungen der Zahlungen drohten, nicht selten. In einem speziellen Fall wurde mit den Leistungskürzungen gedroht, weil ein Patient keine Antidepressiva nahm.

Was die Kassen aber wohl kaum bedenken: vor allem bei labilen Menschen wirkt sich der Druck und die Sorge über die Finanzierung ihrer Therapie nicht förderlich auf die Genesung aus. Oft wirft es die Patienten eher zurück und verhindert den Behandlungsfortschritt. In den Therapiesitzungen wird dann statt des eigentlichen Problems zunächst die Angst vor den Sanktionen der Kasse zum Thema, was die Behandlung unnötig in die Länge zu ziehen droht. Und das kann wohl kaum im Sinn der gesetzlichen Kassen sein.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen rechtfertigte sich mit der Behauptung, dass die Mitarbeiter verpflichtet seien, den Kranken mit Rat und Tat zu Seite zu stehen. Dass sich dabei einige ungeschickte Sachbearbeiter im Ton vergriffen, sei unerfreulich. Aber der Balanceakt sei eben auch nicht einfach. Bei den psychisch Erkrankten, die gesetzlich versicherten sind, kommt es dennoch anders an. Sie fühlen sich bedrängt und zu unrecht behandelt und fordern nun, dass ihre Erkrankungen ernst genommen werden, damit sie möglichst effektiv gesunden können.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Ihr gutes Recht.

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