Start

Politik und Berufsunfähigkeit

Politik und Berufsunfähigkeit
Mannheimer KrankenWie soll die Berufsunfähigkeitsversicherung denn nun ausgestaltet sein – hier streiten sich die „Gelehrten“.

Das Thema Berufsunfähigkeit stand im Mittelpunkt der diesjährigen Wissenschaftstagung des Bundes der Versicherten. Insbesondere bei der Gestaltung der Berufsunfähigkeitsversicherung prallten die Meinungen der Experten aufeinander.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde deutlich, dass es noch sehr viele Lücken bei der Altersvorsorge gibt. Stichworte die hierbei fielen, waren u.a. Absenkung des Niveaus der gesetzlichen Rente, Anhebung des Renteneintrittsalters, zunehmende Notwendigkeit der Betreuung von Demenzkranken sowie der abnehmende Deckungsgrad bei der Pflegeversicherung.

Diese aufgezeigte Entwicklung führe immer mehr zu Handlungsbedarf bei den Bürgern. Diese müssten aufgefordert werden, vermehrt und rechtzeitig in ihre Vorsorge zu investieren.

Hierbei müsse die Politik allerdings verlässliche und konsistente Rahmenbedingungen schaffen und dürfe nicht länger falsche Erwartungen bei den Bürgern wecken. Weiter wurde gefordert, dass die Finanzdienstleister bedarfsgerechte und transparente Produkte anbieten und kompetenter beraten müssen.

Als weiteres Thema wurde die Geldentwertung angesprochen. Diese sei zwar in den letzten Jahren abgeflacht, bleibe aber ein reales Problem, da 100 Euro heute in Zukunft weniger wert sein werden. Gegen diese Entwicklung böten lediglich gut gelegene und gepflegte Wohnimmobilien einen gewissen Schutz.

Ein weiteres Problem sei die unsichere Inflationsentwicklung sowie die ungewissen Steuer– und Sozialabgabenlasten. Durch diese sei die Entwicklung der realen Rendite der verschiedenen Vorsorgeformen schwer zu prognostizieren.

In der darauf folgenden Diskussion drehte es sich um die ausreichende zusätzliche private Altersvorsorge. Insbesondere wurde diskutiert, wie dem Drittel der Bevölkerung in Deutschland, das über ein geringes Einkommen verfügt, dies ermöglicht werden kann.

Auch das Thema Berufsunfähigkeit wurde angesprochen. Insbesondere wurde die Notwendigkeit, sich gegen Berufsunfähigkeit (BU) abzusichern, durch die Beiträge von Dr. Johannes Lörper aus dem Vorstand der Hamburg Mannheimer Versicherung und Professor Wolfgang Römer, Richter am Bundesgerichtshof a.D eindrucksvoll unterstrichen.

Lörper stellte in seinem Beitrag dar, wo die Grenzen der Versicherbarkeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung liegen. Die große Herausforderung der Versicherer sei die Gestaltung von Berufsunfähigkeitsversicherungs–Produkten. Vor allem die Berücksichtigung von subjektiven Risiken, wie etwa Gesundheitsbewusstsein, Lebensführung, Einstellung gegenüber Krankheiten und Haltung zum Gelderwerb aus eigener Berufstätigkeit stellt eine große Herausforderung dar.

Des Weiteren ist der ausgeübte Beruf ein wesentlicher Parameter für die Kalkulation der Prämie einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Römer ging noch weiter, er plädierte engagiert dafür, eine staatlich geförderte Absicherung einzuführen. Er führte an, dass die Berufsunfähigkeit oftmals die wirtschaftliche und auch die psychische Existenz der Betroffenen bedrohe. Weiter kritisierte er, dass sofern ein Bürger von einem Versicherer abgelehnt werde, er faktisch keine Chance auf Schutz habe, auch wenn ihm das meist selbst gar nicht bewusst wäre.

Seiner Meinung nach täusche der niedrige Anteil von lediglich 26 Prozent Berufsunfähigkeitsversicherungen, da die Bürger durchaus den Schutz wollen, sich ihn aber oft aus finanziellen Gründen nicht leisten können.

Der Einwand der Versicherer, dass es schwierig sei, einen „fairen Preis“ zu finden, hält er für nicht richtig. Auch in anderen Versicherungssparten sei dies gelungen.

Aufgrund der Unfähigkeit der Versicherungswirtschaft die vorhandenen Lücken in der Berufsunfähigkeitsversicherung zu schließen, müsse nun die Politik mit entsprechenden Gesetzen eingreifen. Als Alternative plädierte Römer für eine Pflicht–Berufsunfähigkeitsversicherung mit Kontrahierungszwang oder eine freiwillige Berufsunfähigkeitsversicherung mit Kontrahierungszwang.

Inwieweit dies von der Politik aufgegriffen wird, bleibt abzuwarten.

Mehr über die Berufsunfähigkeitsversicherung erfahren Sie hier.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Versicherung allgemein.

Autor: .