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Hebammen bangen um ihre Existenz

Hebammen bangen um ihre Existenz

Freiberufliche Hebammen haben es nicht leicht. Ihr Beruf ist anstrengend und nervenaufreibend, sie verdienen wenig und klagen schon seit längerem über zu hohe Prämien ihrer Berufshaftpflicht. Vielen brechen diese Umstände finanziell das Genick. Das hat zur Folge, dass es in Deutschland immer weniger freiberufliche Hebammen gibt. Und nun ein erneuter Rückschlag: die Gruppenversicherung, welche der Hebammenverband mit mehreren Versicherern ausgehandelt hatte, ist in Gefahr. Eine Versicherung möchte aussteigen. Übrig bleibt nur noch ein Versicherer, dessen Preise aber viel zu hoch sind. Außerdem nimmt sich dieser Versicherer heraus, den Hebammen im Schadensfall zu kündigen – dann stünden sie komplett ohne einen Versicherungsschutz da.

Teure Berufshaftpflicht - Hebammen bangen um ihre Existenz

Doch ohne eine gewerbliche Haftpflichtversicherung dürfen Hebammen nicht arbeiten. Egal ob in Geburtshäusern oder als freie Hebamme in Krankenhäusern: Ohne die Berufshaftpflicht dürfen sie keine Schwangeren versorgen, keine Wochenbettpflege übernehmen und keine Geburten betreuen. Bedeutet im Klartext: keine Versicherung ist gleich ein Berufsverbot. Ungefähr 3500 Hebammen sind davon direkt betroffen, aber auch Hebammen, die Angestellte von Krankenhäusern sind, haben mit den Folgen der Versicherungsangebotsflaute zu kämpfen. Zwar wird ihre Versicherung vom jeweiligen Krankenhaus übernommen, ein Restrisiko müssen sie trotzdem privat finanzieren.

Bianca Kasting, eine Mutter, die ihr erstes Kind in einem Geburtenhaus bekam und sich von den Hebammen dort rundum gut versorgt fühlte, startete eine Online-Petition, mit Hilfe derer sie auf Veränderungen hofft. Sie will die Hebammen unterstützen, damit diese weiter ihren Beruf ausüben können. Davon hängt schließlich ab, ob werdende Mütter weiterhin von ihrem Recht Gebrauch machen können, den Geburtsort frei zu entscheiden. Schon mehr als 160.000 Menschen haben ihre Petition unterschrieben.

Mittlerweile haben sich die Hebammenverbände auch mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) getroffen. Das Ministerium lies darauf hin verlauten, dass man die Situation der Hebammen sehr ernst nehme. Lösungsansätze sind aber immer noch nicht in Sicht. Und selbst wenn nun nach kurzfristigen Lösungen für das Problem gesucht wird – das Grundproblem ist damit noch lange nicht behoben. Denn das heißt: viel zu hohe Prämien für die Berufshaftpflichtversicherung. Für Hebammen kostet es 5091 Euro, sich bei der Geburtshilfe abzusichern. Mit einem durchschnittlichen Nettostundenlohn von 8,50 Euro ist das kaum tragbar. Eine nachhaltige Lösung wäre beispielsweise, die Sozialversicherung in die Pflicht zu nehmen. Die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung sollte nach Meinung vieler Beteiligten für Geburtsschäden aufkommen. Geburtshilfe sei schließlich Teil der Grundversorgung. Eine Gesellschaft, die dafür nicht aufkommen wolle, sei unerträglich.

Der Kampf um Unterstützung der Hebammen hat grade erst begonnen, doch vielen fehlt jetzt schon die Kraft, weiter zu machen. Die Situation zerrt an den Nerven, freie Hebammen geben ihren Beruf auf. Für viele Frauen in Deutschland sogar ein Grund, die angedachte Schwangerschaft zu verschieben, bis sich die Verhältnisse gebessert haben und es wieder mehr freie Hebammen gibt, die einem eine sichere und betreute Schwangerschaft ermöglichen. So auch Bianca Kasting, die Initiatorin der Petition. Sie überlege ernsthaft, ihre Schwangerschaft zu verschieben. Ob sich Deutschland das mit einer alternden Gesellschaft und sinkenden Geburtenraten wirklich leisten kann, ist fraglich. Aus diesem Grund sollten die Probleme zügig angegangen und eine sinnvolle nachhaltige Lösung geschafft werden.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Gesetze & Paragraphen.

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