Start

Auf die Rentenerhöhung 2016 folgt der Schock

Altersvorsorge

Bundesweit jubelten die von Erhöhungen meist ausgenommen Rentner denn für Juli 2016 hatte die Bundesregierung die höchste Rentenerhöhung seit mehr als 20 Jahren angekündigt.

Nur knapp 3 Monate später folgte dann die Hiobsbotschaft aus Berlin für alle Rentner und diejenigen, die ab 2030 gesetzliche Rentenansprüche geltend machen müssen. Das Bundesarbeitsministerium veröffentlichte einen Bericht, wie sich das Rentenniveau nach 2030 entwickeln wird. Demnach sei zu erwarten, dass sich das Niveau von derzeit 47,8% bis 2045 auf etwas 41,6% gegenüber dem Durchschnittseinkommen verringere. Des Weiteren geht das Ministerium davon aus, dass das Niveau bis 2035 - aufgrund des stärkeren Anstiegs der Löhne gegenüber der Rente - auf unter 43% fällt.

Nach derzeit geltendem Recht darf die gesetzliche Altersversorgung bis 2030 nicht unter 43 Prozent sinken. Weitere Festlegungen über diesen Zeitraum hinaus gibt es jedoch noch nicht.

Als sicher gilt, dass die vorgelegten Zahlen die Diskussion um die angemessene Rentenhöhe weiter anheizen wird. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), sowie die Vorsitzenden der CSU Horst Seehofer und der SPD Sigmar Gabriel sprachen sich zuletzt für die Forderung aus eine "Haltelinie", also eine Stabilisierung des Rentenniveaus, einzuführen. "Das fortlaufende Abrutschen des Versicherungsniveaus untergräbt das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung und verunsichert Beitragszahler und Rentner", hieß es dazu aus Regierungskreisen.

Doch die Höhe dieser Haltelinie konnte Bundesarbeitsministerin Nahles bislang nicht beziffern. Es ist aber davon auszugehen, dass sich diese bei ca. 45% einpendeln wird, was auch der Arbeitnehmerflügel der Union befürwortet.

Dem neuen Bericht zufolge hat diese Stabilisierung auch Folgen für die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, wenn nicht politisch gegengesteuert wird. Der heutige Beitragssatz von 18,7% würde bereits im Jahr 2031 auf mehr als 22% steigen. Der Berechnung zufolge würde sich der Beitrag der Versicherung bis 2045 ohne Gegenmaßnahmen auf 23,4% erhöhen.

Die Einleitung von Gegenmaßnahmen seitens der Bundesregierung gegen das sinkende Rentenniveau würde die Beiträge der Altersvorsorge noch höher steigen lassen. Wird der derzeitige Wert von ca. 48% eingefroren, würde dies Kosten in Höhe von ca. 40 Milliarden Euro bedeuten. Demnach müssten die Beiträge auf 26,4% im Jahr 2045 steigen. Die daraus resultierende Mehrbelastung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer läge demnach bei jeweils 16 Milliarden Euro.

Auch der Zuschuss des Bundes stiege um acht Milliarden Euro jährlich. Deshalb geht man davon aus, dass, sollte es eine neue Haltelinie geben, diese sehr wahrscheinlich deutlich unter 48% liegen wird, damit die Kosten für ein stabiles Rentenniveau nicht ausufern.

Die Bundesregierung hat vor, noch in diesem Jahr ein Reformpaket für alle drei Säulen der Altersvorsorge vorzulegen. Zur Diskussion stehen hier auch die solidarische Lebensleistungsrente, die ja schon als versprochen gilt. Die zuerst von Frau Nahles für die Gesetzliche Rentenversicherung ins Gespräch gebrachte Haltelinie hat sie klugerweise ins Spiel gebracht ohne eine Zahl zu nennen und so vorzeitig Diskussionen von seiten der Oppositionsparteien zusätzlich Nahrung zu geben. Die Linkspartei zum Beispiel möchte am liebsten wieder ein Renenniveau von 53% anstreben was aber bei Betrachtung obig schon erwähnter Zahlen wahrscheinlich zu einer völligen Überforderung der nachfolgenden Generationen führen würde.

Um den Eindruck zu wecken, alle dürften ein wenig mitreden, wurde der sogenannte "Dialog Alterssicherung" ins Leben gerufen. Hier sollten diverse Verbände, Institutionen und die Wissenschaft zu Wort kommen und Ideen einbringen können. Allerdings mehren sich Kommentare der Eingeladenen, die eher von einer Showveranstaltung mit äußerst knappen Arbeitsprogramm sprechen als von einem wirklichen "Kreativworkshop" bei dem man sich ernsthaft gefragt und mit an Entscheidungen beteiligt fühlt. Umso bemerkenswerter ist, dass es ja durchaus brauchbare Ideen von außen gibt. So hat zum Beispiel der Deutsche Gewerkschaftsbund vorgeschlagen durch eine vorgezogene, geringe Beitragserhöhung sozusagen eine "Demografie-Reserve" aufzubauen, welche dann der Generation der Babyboomer zugute kommen könnte. Eine Idee, die zumindest überdenkenswert sein mag.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Kapital & Finanzen.

Autor: .