Start

Altersvorsorge – Drei-Säulen-Modell in der Kritik

Altersvorsorge

Das Leben im Alter sorgenfrei genießen - das wollte die Bundesregierung mit dem Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge gewährleisten. Doch das vielversprechende Modell gerät erneut in die Kritik.

Laut Bundesregierung soll das Drei-Säulen-Modell für Rentner ein Leben ohne finanzielle Nöte ermöglichen. Dass das Drei-Säulen-Modell die geweckten Erwartungen in der Altersvorsorge nicht erfüllt, stellt Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, fest: "Auch wer heute über alle drei Wege spart, wird nicht an das einstige Leistungsniveau der gesetzlichen Rente herankommen."

Rente verliert an Wert

Eine aktuelle Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen mit dem Titel "Die Illusion von der Lebensstandardsicherung. Eine Analyse der Leistungsfähigkeit des Drei-Säulen-Modells" zeigt nun, wo die Hauptursachen dieses Problems liegen. (Der Begriff Lebensstandardsicherung (auch "Versorgungsniveau") bezeichnet dabei das Verhältnis zwischen Rente und versichertem Einkommen). Laut der Studie besteht das Hauptproblem darin, dass die Renten aus allen drei Säulen nicht so stark steigen wie die Löhne, wodurch sie während des Bezugs massiv an Wert verlieren.

Weiterhin ist die Struktur des Drei-Säulen-Modells laut Schäfer besonders problematisch. Dadurch, dass in der gesetzlichen Rente das Rentenniveau politisch gewollt sinkt, während die privaten Vorsorgeprodukte im Laufe der Bezugsjahre kaum steigen, sind die Alterseinkommen von der Lohnentwicklung komplett abkoppelt. "Dadurch sinkt das Versorgungsniveau Jahr für Jahr während des gesamten Rentenbezugs. Gegenüber der Netto-Lohnentwicklung summiert sich dies auf einen Verlust von gut zehn Prozent bezogen auf einen Zeitraum von zwanzig Jahren", rechnet Schäfer vor.

Auch was die Absicherung bei Erwerbsminderung und im Todesfall angeht, steht die Privatversicherung im Vergleich zur gesetzlichen Versicherung um einiges schlechter dar (diese Risiken werden gar nicht oder nicht gleichwertig mit abgedeckt). Schließlich werden die Rentenleistungen mit dem Drei-Säulen-Modell mit einem summierten Beitragssatz von fast 30 Prozent teurer, jedoch nicht besser als die gesetzliche Rente. Vorhersagen prognostizierten Anfang der 2000er Jahre einen Anstieg der Beiträge von maximal 26 bis 29 Prozent. Schäfer stellt fest: "Wenn man jetzt das Regierungsmodell von 22 Prozent Beitragssatz zur gesetzlichen Rente im Jahr 2030 plus vier Prozent Riester und zwei bis drei Prozent zusätzlicher Vorsorge nimmt, bewegen wir uns also am oberen Rand dessen, was einst vorhergesagt wurde". Dabei werde nicht berücksichtigt, dass dieser Beitragssatz im Drei-Säulen-Modell bei weitem nicht ausreicht, um eine Lebensstandardsicherung wie früher die gesetzliche Rente zu gewähren und alle drei Risiken (Alter, Erwerbsminderung und Tod) abzusichern.

Zurück zur gesetzlichen Rente?

Im Anbetracht der Ungenügsamkeit des Drei-Säulen-Modells fordern Ökonomen der Arbeitnehmerkammer bereits die Rückkehr zur gesetzlichen Rente. Hauptgeschäftsführer Schierenbeck: "Noch gibt es das Drei-Säulen-Modell nicht allzu lange, noch ist die Rückkehr zur gesetzlichen Rente weitgehend problemlos möglich". Zwar müssten auch dann aufgrund des demographischen Wandels höhere Beitragssätze zur Rentenversicherung akzeptiert werden. Doch Ingo Schäfer ist sicher, dass dies für die Versicherten nicht teurer als das Drei-Säulen-Modell werden wird. Im Gegenteil, wie Schäfer betont: "Außerdem ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei der gesetzlichen Rente schlicht und einfach besser, da auch die Erwerbsminderungsrente und die Absicherung von Hinterbliebenen gewährleistet ist".

Artikel eingestellt am in der Rubrik Kapital & Finanzen.

Autor: .