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Ungleiche Behandlung von Kassenpatienten und Privatpatienten?

Ungleiche Behandlung von Kassenpatienten und Privatpatienten?

Viele Kassenpatienten haben das unschöne Gefühl, sehr lang auf einen Arzttermin bei Fachärzten warten zu müssen. Aber warten sie wirklich länger auf Termine als Privatversicherte?

Wie eine stichprobenartige Untersuchung einer renommierten Zeitung nun ergab, trügt ihr Gefühl die Kassenpatienten Deutschlands nicht. Eine ungleiche Behandlung der Versicherten findet statt, da Kassenpatienten laut der Überprüfung tatsächlich länger warten müssen, bis ein Facharzt ihnen einen Termin gewährt.

Die Stichproben erfolgten in Berlin, Hamburg und München und wurden unter anderem bei Orthopäden, Augen-, und Hautärzten durchgeführt, die Wartezeit der gesetzlichen Kassenpatienten betrug in extremen Fällen bis zu sechs Wochen. "Die Diskrepanz der Wartezeiten zwischen Patienten der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung ist nach wie vor hoch", äußerte sich Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK.

Auch eine Umfrage der Grünen ergab ähnliche Ergebnisse. Im Schnitt mussten gesetzlich versicherte Patienten 24 Tage länger auf einen Facharzttermin warten als private Patienten. Nur in jeder dritten Praxis war der Versicherungsstatus nicht ausschlaggebend für eine schnelle Terminvergabe.

Aber woran liegt diese ungleiche Behandlung? Experten gehen davon aus, dass die unterschiedlichen Wartezeiten mit der unterschiedlichen Honorierung der verschiedenen Versicherungstypen zu tun haben. Privatpatienten seien lukrativer für die Ärzte, sie könnten Privatversicherten höhere Honorare berechnen.

Nun fordern verschiedene Stellen, die Ungleichberechtigung zu beseitigen. Immerhin steht im Sozialgesetzbuch, dass die Kassenärztliche Vereinigung dafür zu sorgen hat, auch den gesetzlich versicherten Patienten eine angemessene und zeitnahe fachärztliche Behandlung zu ermöglichen – was genau "zeitnah" in dem Kontext bedeutet, ist aber nicht definiert.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) kann im Gegensatz zu den verschiedenen Umfragen und Stichproben nicht erkennen, dass es eine ungleiche Behandlung von gesetzlichen und privaten Versicherten gibt und sieht kein "Wartezeiten-Problem". KBV-Chef Andreas Köhler ließ verlauten, dass zweidrittel der Patienten entweder sofort oder nach wenigen Tagen einen Termin erhielten, dies sei ein sehr guter Wert. Allerdings musste er zugeben: "Unsere Versichertenbefragung hat gezeigt, dass von Wartezeiten, die länger als drei Wochen dauern, eher gesetzlich Versicherte betroffen sind". Dies müsse künftig hinterfragt werden, doch grundsetzlich seien auch die Kassenpatienten mit der fachärztlichen Versorgung zufrieden.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Gesetzliche Versicherungen.

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