Start

Tuberkulosegefahr in Deutschland?

Tuberkulosegefahr in Deutschland?

Das Robert-Koch-Institut ist besorgt. Eigentlich galt die Tuberkulose, früher auch Schwindsucht genannt, in Deutschland als fast ausgerottet, doch 2012 steckten sich mehr als 4000 Menschen mit den resistenten Bakterien an. Das Institut warnt jetzt vor einer neuen Ausbruchswelle.

Tuberkulose in Deutschland ist für viele Menschen ein unwirkliches Szenario. Eigentlich glaubt man, die Erkrankung nur in Entwicklungsländern zu finden. Dass dieses Bild schlichtweg nicht der Realität entspricht, belegen die Zahlen. 2012 steckten sich 4420 Menschen in Deutschland mit der bakteriellen Krankheit an, 146 Menschen erlagen ihr sogar. Weltweit kostet die Krankheit sogar 1,3 Millionen Menschen jährlich das Leben. Das Robert-Koch-Institut teilte nun mit, dass die Fälle der multiresistenten Tuberkulose sogar noch leicht zugenommen haben.

Bei Tuberkulose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht werden, welche die Lunge befallen. Übertragen wird sie durch Tröpfcheninfektion. Neben der Lunge können auch andere Organe betroffen sein. Symptome der Erkrankung sind Kraftlosigkeit, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme und andauernder Husten. Behandelt werden Erkrankte meist mit einem Mix aus vier Antibiotika, die Therapie dauert mehrere Monate. Ohne Behandlung stirbt jeder zweite an der Infektion, jeder zweite Patient behält bleibende Schäden.

Vor allem dass der Anteil der multiresistenten Fälle in Deutschland zunimmt, macht den Experten große Sorgen. 2,3 Prozent der 2012 festgehaltenen Erkrankungen wurden von den widerstandsfähigen Bakterien ausgelöst, in den Vorjahren lag der Durchschnitt noch bei 1,9 Prozent. "Die aktuelle Entwicklung bei der resistenten Tuberkulose bedarf einer besonderen Wachsamkeit", schreibt das RKI in seinem jährlichen Bericht.

Jeder zweite Erkrankte in Deutschland ist laut Robert-Koch-Institut im Ausland geboren worden. Oft handelt es sich um Asylbewerber und Einwanderer aus osteuropäischen Ländern wie der Türkei, Rumänien oder Russland. Krankheitsherde in Deutschland treten außerdem vermehrt in Großstädten auf.

Der Einsatz der verschiedenen Antibiotika kann zwar Menschenleben retten, jedoch verschärft sich wiederum auch durch sie die Lage. Die Bakterien bilden Resistenzen gegen die Arzneimittel, was eine Therapie schwierig gestalten kann. "Die Behandlung der resistenten Formen hat für den Patienten wesentlich schwerwiegendere Nebenwirkungen und ist 50 Mal teurer als die normale Behandlung", sagt Burkard Kömm, der Geschäftsführer der deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe DAHW (Würzburg). Patienten mit Resistenzen müssten bis zu zwei Jahre Antibiotika-Cocktails schlucken, was schwere Schädigungen des Nervensystems und Hörschäden verursachen könne. Die Forschung hinke mit entsprechenden neuen Mitteln hinterher. Zwar will das Robert-Koch-Institut keine Panik verbreiten, aber der deutschen Bevölkerung muss dennoch klar sein, dass die „weiße Pest“ auch hier noch lange nicht besiegt ist.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Kapital & Finanzen.

Autor: .