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Krankenkassen sagen Kampf gegen Ärztemangel an

Krankenkassen sagen Kampf gegen Ärztemangel an

Auf dem Land herrscht ein regelrechter Mangel an Ärzten. Patienten müssen monatelang auf Arzttermine in ihrer Umgebung warten oder in Kauf nehmen, weite Strecken in die nächstgrößeren Städte zurück zu legen, um sich medizinisch versorgen zu lassen. Seit Monaten beobachten die Krankenkassen, wie die Lücken immer größer werden, die Versorgung immer schlechter. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, aber auch in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hessen gibt es Gebiete, die keinerlei medizinische Infrastruktur aufweisen. Nach aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigungen fehlen bundesweit rund 2600 Hausarztpraxen. Um eine Grundversorgung zu gewährleisten, wären sie vor allem in ländlichen Gebieten bitter nötig. Auch Facharztpraxen fehlen – die Zahlen werden auf 2000 geschätzt, wobei der größte Anteil auf psychotherapeutische Praxen entfällt. Experten sehen auch keine Besserung der aktuellen Zustände. Im Gegenteil – sie gehen davon aus, dass der Mangel noch zunehmen wird, da bis zum Jahr 2021 rund 51.000 Haus- und Fachärzte in den Ruhestand übergehen werden.

Dabei gibt es gar nicht wenig Medizinstudenten. Viel eher liegt der Mangel daran, dass die dörflichen Strukturen für viele junge Menschen nicht attraktiv genug sind – immer nur Husten und Schnupfen zu behandeln, reicht den Absolventen nicht mehr. Lange Arbeitszeiten sind in den ländlichen Praxen durch viele Patienten vorprogrammiert. Der Hausarzt ist in der Medizinerbranche nicht besonders angesehen, deswegen ist es kein besonders prestigeträchtiger Zweig. Auch die Bezahlung fällt wesentlich geringer aus, als die von Chirurgen oder Radiologen. Und dann noch in einer Umgebung zu leben, in der der Hund begraben liegt, schreckt viele Nachwuchsmediziner ab. Doch die Krankenkassen wollen nun in die Offensive gehen und die Versorgungslücken schließen. Sie fordern den Ärzteverband auf, die Versorgungsstrukturen zu umzubauen. Klassische Einzelpraxen sollen in Zukunft nicht mehr so einfach gestattet werden, vielmehr zielen die Kassen auf Gemeinschaftspraxen, in denen die Mediziner als Angestellte tätig sein sollen. Ein Vorteil davon wäre, die Arbeitszeiten für den einzelnen Arzt zu verkürzen. Eine Honorarerhöhung, die bereits eingeführt wurde, habe nicht viel an der Situation geändert, so der Vorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg. "Wir haben immer mehr Ärzte, die immer mehr Geld verdienen, und trotzdem gibt es für die Patienten teilweise lange Wartezeiten und in wenigen Regionen im hausärztlichen Bereich erstmals Versorgungslücken." In der ambulanten Versorgung müssten zudem mehr Anstellungsmöglichkeiten geboten werden, damit den jungen Ärzten der Weg in die Praxis aufs Land erleichtert würde.

Die negative Entwicklung der letzten Jahre wird von Experten mit Sorge verfolgt. Fehlt auf dem Land ein Hausarzt, entfallen meist auch Apotheker und Physiotherapeuten. Die Menschen haben dann gar keine medizinische Versorgung in ihrem Umfeld.

Stackelberg wendet sich auch an Universitäten. Er glaubt, dass bereits in der Ausbildung Maßnahmen getroffen werden müssten, um dem Medizinermangel auf dem Land entgegen zu wirken. "Wir fordern, dass die Ausbildung an den Hochschulen künftig der hausärztlichen Basisversorgung einen zentralen Stellenwert einräumt und dass die ärztliche Selbstverwaltung nicht nur auf immer mehr Spezialistentum setzt." Auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte sich schon ähnlich geäußert. Gemeinsam sollte in den nächsten Jahren eine realistische, umsetzbare Lösung für das Problem gefunden werden, sonst könnte es für Landbewohner zukünftig noch schwieriger werden, medizinische Versorgung zu erhalten.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Gesetzliche Versicherungen.

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