Steht Deutschland bald ohne Impfstoffe da?

Viele Impfungen, die für Auslandsreisen empfohlen werden, haben deutsche Ärzte momentan gar nicht zur Verfügung. Immer öfter heißt es dann "Es tut mir Leid, aber momentan haben wir den von Ihnen gewünschten Impfstoff nicht vorrätig."

Das Centrum für Reisemedizin warnte jetzt davor, dass wichtige Reiseimpfstoffe in Deutschland momentan rar seien. In einem Bericht der Jahrestagung der Reisemediziner heißt es, dass für Reisen notwendige Impfstoffe nicht verabreicht werden könnten, weil der Impfstoff gar nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sei. Dass es sich tatsächlich um einen Engpass handelt, bemerken auch Apotheken und Ärzte. In Deutschland sei jeder fünfte Impfstoff regelmäßig knapp, so sagen Apothekenbesitzer. Bei der Prophylaxe von Tollwut beispielsweise sei die Nachfrage zehn mal so hoch wie das Angebot. Auch der Nachschub an Impfstoffen wie Cholera oder Typhus könne nicht immer gewährleistet werden. Gelbfieberimpfungen sind momentan sogar gar nicht zu haben.

Das ist grade für Fußballfans ärgerlich, die im Sommer zur WM nach Brasilien reisen wollen. Denn für Reisen nach Afrika oder Südamerika wird eine Schutzimpfung gegen Gelbfieber dringend empfohlen. In Brasilien gibt es ohne die Impfung zwar kein Einreiseverbot, es gibt aber durchaus Länder, die eine Impfung voraus setzten, damit man überhaupt einreisen darf. Manchmal werde man sogar Zwangsgeimpft, bevor man Zutritt zu einem bestimmten Land bekomme, so ein Experte vom Centrum für Reisemedizin. Auch der Mangel an Tollwut-Prophylaxe ist ein akutes Problem. Die Krankheit wird durch infizierte Tiere übertragen und kann tödlich enden. Nur eine schnelle Nachimpfung kann eine gebissene Person vor dem Tod bewahren. In vielen Ländern gibt es für solche Fälle aber nur unsichere Präparate, die ebenfalls knapp sind und deswegen manchmal gar nicht an Touristen vergeben werden. Eine Reise in ein Land mit Tollwutgefahr ohne Schutzimpfung ist daher ein ziemlich hohes Risiko.

Doch die Menschen werden sich trotz des Impfstoffmangels kaum davon abhalten lassen, dennoch in den Urlaub zu fliegen. Viele würden sich dem Risiko einfach aussetzten, befürchten Experten. Doch wie kann es sein, dass in einem hochentwickelten Land wie Deutschland eine Knappheit an lebenswichtigen Impfstoffen herrscht? Zum einen ist die Herstellung mancher Präparate sehr komplex und schwierig, nur wenige Hersteller trauen sich die Produktion der wichtigen Mittel zu. Wenn es dann bei der Produktion hakt, bekommt der Markt die Auswirkungen sofort zu spüren. Hinzu kommt, dass die Nachfrage tatsächlich immer größer wird, die Hersteller sich der Nachfrage aber nicht anpassen und nicht mehr produzieren. Die Impfstoffvermarktung bringe den Firmen zu wenig Geld ein, weswegen darüber nachgedacht werden sollte, finanzielle Anreize zu schaffen.

Noch sieht die Regierung die Situation gelassen und erkennt keinen Handlungsbedarf. Allerdings sollte man die Risiken nicht unterschätzen und frühstmöglich versuchen, entsprechende Impfungen zu ergattern, wenn man weiß, dass man sie in absehbarer Zeit benötigt.