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Minuszinsen sorgen für Unruhe

Minuszinsen sorgen für Unruhe

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Minuszinsen beschlossen. Was seit einigen Tagen Spekulation war, ist nun Gewissheit: Die Einlagezinsen für Banken sanken auf ein Rekordtief von minus 0,1 Prozent, der Leitzins auf 0,15 Prozent. Diese Maßnahmen beschloss die Europäische Zentralbank bei ihrer Ratssitzung in Frankfurt am Main. Sie sollen eine Reaktion auf die sehr niedrige Inflation im Euroraum sein.

Der negative Einlagezins für die Banken soll die Kreditvergabe ankurbeln. Finanzinstitute können ihr Geld nun nämlich nicht mehr verlustfrei bei der EZB zwischenlagern, sondern müssen eben jenen Einlagezins zahlen. Der Einlagensatz der EZB gehört zu den drei Leitzinsen, an ihm orientieren sich Kreditinstitute beispielsweise für die Festsetzung der Zinskonditionen.

Viele sparende Menschen haben jetzt Bedenken, dass nicht nur die Einlagezinsen ihrer Bank knapper ausfallen, sondern auch die Sparzinsen für die Bankkunden in den negativen Bereich rutschen könnten. Dies könnte der Fall sein, wenn die Institute nicht mehr so sehr an den Einlagen interessiert wären. Sparer müssten dann sogar noch Zinsen oder Gebühren zahlen, um das Geld überhaupt anlegen zu können. Würde dieser Fall tatsächlich eintreten, würde das Geld zusätzlich zur Inflation immer weniger wert werden.

Der Präsident des Sparkassen-Giroverbandes Georg Fahrenschon will die Anleger jedoch beruhigen. "Wir werden das sicher nicht an unsere Kunden weitergeben. Wir können den Sparern nicht sagen: Jetzt musst du für dein Vermögen auch noch Strafe zahlen". Und auch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Uwe Fröhlich, gibt Entwarnung für die privaten Sparer: "Mit negativen Zinsen im Kundengeschäft ist zwar nicht zu rechnen. Zu befürchten ist jedoch - insbesondere im Zusammenspiel mit einer weiteren Zinssenkung der EZB -, dass der Sparzins künftig noch schmaler ausfallen wird, als er ohnehin schon ist". Negative Auswirkungen gibt es trotzdem. Bei Zinsen nahe null verliere der Sparer unter Berücksichtigung der Inflation an Kaufkraft, entsprechend würden die Sparanreize geschwächt.

Insgesamt reagierten die Bankenverbände negativ auf den Beschluss der EZB. "Statt der erhofften Impulse für die Wirtschaft in den Krisenländern werden durch die erneute Zinssenkung die Sparer in ganz Europa weiter verunsichert und Vermögenswerte zerstört", äußerte sich beispielsweise Fahrenschon. Auch für die Versicherungsbranche hat diese Leitzins-Senkung Auswirkungen: Sinkende Zinsen schlagen sich auch auf die Zinsen von Lebens- und Rentenversicherungen nieder.

Trotz der Kritik hofft die EZB darauf, mit ihren Maßnahmen die Konjunktur zu beleben.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Kapital & Finanzen.

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