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Kürzere Wechselfrist für Arbeitnehmer

Private Krankenversicherung
Gesetzliche Krankenkasse oder private Krankenversicherung – Wo lass ich mich denn jetzt versichern?

Die Diskussion wird wieder kontroverser. So warnen nun die gesetzlichen Kassen vor einer Abwanderungswelle gutverdienender GKV-Versicherter in die private Krankenversicherung. Sie befürchten nämlich Einnahmeverluste von bis zu 500 Millionen Euro im Jahr. Die Privaten sehen das anders und bekunden, dass diese Zahlen nichts mit der Wirklichkeit zu tun hätten.

Grund der erneuten Debatte ist die zukünftige Änderung, dass gesetzlich Versicherte wieder nach einem Jahr Wartezeit in die private Krankenversicherung wechseln können.

Momentan ist es noch so, dass gesetzlich Krankenversicherte, die in die private Krankenversicherung wechseln wollen, drei Jahre ein Monatseinkommen über der Versicherungspflichtgrenze von 4162,50 Euro erzielen müssen. Nur dann ist ein Übertritt möglich.

Nun will die Bundesregierung die seit 2007 bestehende Regelung ändern und die Wartefrist auf ein Jahr verkürzen. Zwar waren im Entwurf des GKV-Finanzierungsgesetzes die Einbußen der gesetzlichen Krankenkasse eingerechnet, jedoch seien die genannten 200 Millionen Euro im Jahr zu wenig, warnt jetzt erstmals die Techniker Krankenkasse. Sie hat einen überdurchschnittlichen Anteil freiwillig Versicherter in ihren Reihen.

Alle Ersatzkassen zusammen haben rund 900 000 freiwillig Versicherte. Insgesamt beläuft sich die Zahl der freiwillig Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung auf etwa 4,5 Millionen.

Durch die verlängerte Wartezeit aus dem Jahr 2007 war die Privatassekuranz empfindlich in ihrem Neugeschäft getroffen worden. So war insgesamt ein Rückgang der Zahlen zu erkennen, welcher mit der dreijährigen Wartefrist begründet wurde.

Zuletzt wechselten etwa 50 000 GKV-Versicherte in eine private Krankenversicherung gewechselt. Allerdings fürchtet nun die Techniker Kasse als Folge der geplanten Rechtsänderung eine Wechselwelle von bis zu 110 000 gesetzlich Versicherten.

Weitere Folge wäre eine Belastung der gesetzlichen Kassen mit "weit über 500 Millionen Euro". In den Folgejahren gingen rund 300 Millionen Euro der GKV Jahr für Jahr auf diesem Wege verloren.

Der PKV-Verband glaubt diesen Zahlen nicht. Vor allen Dingen ist sich der Verband sicher, dass diese Zahlen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Er rechnet demzufolge mit Mindereinnahmen von rund 78 Millionen Euro für die gesetzlichen Krankenkassen, wobei dies auch nur eine „Augenblicksbetrachtung“ sei. Weiter entlaste der Wechsel in die private Krankenversicherung langfristig die gesetzlichen Kassen. Aus der Sicht der Privaten seien die Wechsler bis zum Überschreiten der Versicherungspflichtgrenze überwiegend jung und gesund. Erst danach verbrächten sie dann die teure Zeit des mittleren und höheren Lebensalters in der PKV.

Kritik gegen diese Meinung kam aus dem Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO). Aus den Vertragsbedingungen der privaten Krankenversicherung ergäbe sich etwas ganz anderes. So seien die Wechsler überwiegend jung und gesund. Insbesondere handele es sich hierbei überwiegend um „gesunde Singles“. Eine empirische Forschung müsse man hierzu nicht bemühen.

Im Ergebnis sieht die gesetzliche Krankenversicherung in der geplanten Einjahres-Frist geschlossen „ein Geschenk der Regierungskoalition an die ihr nahestehende private Krankenversicherung“.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Gesetzliche Versicherungen.

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