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Frührenten haben meisten psychischen Ursprung

Frührenten haben meisten psychischen Ursprung

Neuste Studien zeigen: Die meisten Frührentner in Deutschland entstehen durch Diagnosen einer psychischen Erkrankung. Psychotherapeuten sehen diese Entwicklung kritisch, da den Erkrankten geholfen werden könnte. Stattdessen werden sie in die Frührente abgeschoben und seien so von Altersarmut bedroht.

Wer lange unter einer psychischen Erkrankung zu leiden hat, die einen im schlimmsten Fall auch von der Arbeit abhält, wird häufig zu einem Frührentner. In Deutschland ist dies immer öfter der Grund, weshalb man in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wird. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Betroffenen um rund 25.000 auf 75.000 im Jahr 2012. Dies bedeutet einen Anteil von 42 Prozent aller Frührentner. So lauten zumindest die Zahlen, die die Psychotherapeutenkammer unter Berufung auf die Rentenversicherung mitteilte. Im Durchschnitt sind die Betroffenen bei Eintritt ins vorzeitige Rentnerdasein erst 49 Jahre alt. Dabei handelt es sich hier nur um Werte, die der gesetzlichen Krankenversicherung entsprungen seien, wie hoch die Anzahl der Betroffenen in der privaten Vorsorge ist, sei unklar. Gründe für die psychische Erkrankung, die seit 2001 zugenommen haben, sind zum Beispiel Depressionen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen und Suchterkrankungen.

"Psychisch Kranke Frührentner werden praktisch abgeschrieben", äußerte sich Kammerpräsident Rainer Richter zu dem Thema. Dabei könne man den Betroffenen durch bessere Behandlungen und stärkerer Rehabilitation helfen, anstatt sie aufzugeben. In manchen Fällen stabilisiere die Arbeit die Gesundheit eines Patienten und könne in Kombination mit der richtigen therapeutischen Behandlung zur Genesung beitragen. Meist ist es aber schwierig, den Arbeitgeber und die Krankenkasse von diesem Ansatz zu überzeugen, da der Krankheits- und Genesungsverlauf langwierig sein und somit mit vielen Fehltagen verbunden sein kann. Jährlich gehen knapp 14 Prozent der betrieblichen Fehltage auf eine psychische Erkrankung zurück. Die durchschnittliche Fehlzeit von 34 Tagen fällt außerdem deutlich länger aus, als bei körperlich Erkrankten.

Richter kritisierte zudem, dass Betroffene oft von Krankenkasse zu Rentenversicherung hin und her geschoben würden. Die Kasse könne den Versicherten dazu auffordern, einen Rehaantrag zu stellen, der dann von der Rentenkasse übernommen werden könne. So versuche die Kasse, auf Kosten der Patienten Geld zu sparen. Wenn die Gutachter aber feststellten, dass der Antrag abgelehnt werden müsse, würden Patienten zurück zur Krankenkasse geschoben und so weiter. Für Menschen, die sowieso schon einen erschwerten Alltag bedingt durch ihre Krankheit haben, sei dies ein unzumutbarer Zustand. "Es fehlt an schnellen Hilfsangeboten", sagte Richter. Bis heute werde für die Prävention und Gesundheitsförderung zu wenig getan. Denn wenn eine Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, dauert der Genesungsprozess entsprechend lang, dem Patienten droht dann das Abstellgleis Frührente. Doch damit sei den Betroffenen nicht geholfen. Hinzu zu anderen Sorgen kommt dann das Risiko der Altersarmut. Die Erwerbsminderungsrenten liegen in Deutschland bei durchschnittlich 600 Euro im Monat. Experten fordern die Bundesregierung zum Handeln auf. Eine neue Reform müsse das Problem lösen, bevor noch mehr Menschen davon betroffen seien.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Sonstiges.

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