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Fitnesstarife für Krankenversicherungen?

Private Krankenversicherung
MaxPool/Generali

Schon länger wird an neuen Konzepten für Krankenversicherungen gefeilt. Einige Konzerne sprachen sich für sogenannte Fitness-Tarife aus. Versicherte sollen ihre Gesundheitsdaten elektronisch an den Versicherungskonzern übermitteln und bei gesundem Lebensstil Rabatte erhalten. Wenige Konzerne haben einen entsprechenden Tarif bereits eingeführt, andere Versicherungsunternehmen sprechen sich konsequent gegen Fitnesstarife aus.

Mit Hilfe sogenannter "Fitnesstracker", also Armbändern, die unter anderem Schritte zählen, die zurückgelegte Distanz anzeigen, die beim Sport verbrannten Kalorien errechnen und Schlafdauer- und zyklen aufzeichnen sowie die Herzfrequenz messen sollen die Daten erfasst und gespeichert werden. Marktforscher sehen in den Daten enormes Potenzial und regen an, sie zukünftig für "verhaltensabhängige Tarifmodelle" zu verwerten. Das bedeutet, dass der Versicherte seiner Krankenkasse die per Fitness-Armband gesammelten Gesundheitsdaten, wie Blutdruck, Blutzucker oder Fettspiegel, per Smartphone-App übermittelt, damit die Versicherung den gegenwärtigen Lebensstil analysieren kann. Lebt der Versicherte gesund, also treibt er viel Sport und bewegt sich regelmäßig, soll dann Vergünstigungen wie Prämien oder Rabatte von seinem Versicherer erhalten. Als erstes großes Unternehmen in Europa führte die Generali-Gruppe Rabatte in der Lebens- und Krankenversicherung ein für jene ein, die einen gesunden Lebenswandel nachweisen können. Auch die Axa-Versicherung führte entsprechende Tarife in Frankreich ein.

Neben den Vorteilen, die einige Versicherer darlegen, gibt es aber auch eine Menge Nachteile: Zum einen könnten individualisierte Tarife zur Ausgrenzung kranker Menschen führen, die etwa aufgrund eines Unfalls sich nicht oder nur eingeschränkt bewegen können. Zum anderen sind solche Modelle auch aus Datenschutzgründen bedenklich, da die Versicherten mutmaßlich ihrer Krankenversicherung nicht jede körperliche Aktivität mitteilen möchten.

Auch der große Versicherer Allianz hat sich nun gegen die Einführung solcher Fitnesstracker oder –apps ausgesprochen. Birgit König, Chefin der Allianz, bewertet die dazu nötige Datenerhebung als "unverhältnismäßig". Das günstigere Tarifangebot und der Nachweis von regelmäßigem Sport via Fitness-App stehen in keinem Verhältnis, meint König: "So verlockend das für manchen klingen mag, so falsch ist der Ansatz", erklärte sie. Da sich nur maximal 2,5 Prozent der Gesundheitsausgaben auf mangelnde Bewegung zurückführen lassen, wäre ein Erfolg für die Kunden nur gering und eine Datenerhebung in einem solchen Umfang kaum zu rechtfertigen. Auch, so argumentiert die Vorstandsvorsitzende der Allianz Kranken, kalkuliere man die Tarife zum Schutz der Versicherten risikogerecht. Demnach würde ein Läufer-Tarif eine andere Versicherungsprämie als ein Radfahrer-Tarif aufweisen. Solch kleinteilige Kollektive passen jedoch nicht in die private Krankenversicherung.

Artikel eingestellt am in der Rubrik Versicherung allgemein.

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