Finanztest mit fatalen Defiziten oder „Wer testet eigentlich die Tester?“

Die Finanzdienstleistungsbranche zittert vor den Testurteilen der Finanztest. Das hat seinen Grund: Tausende von Verbrauchern verlassen sich auf die Testergebnisse der Tester. Aber wer beurteilt eigentlich, ob die Tester von Finanztest ihre Arbeit ordentlich machen? Die Zeitschrift Finanztest hat mittlerweile einen solchen Stellenwert, dass viele Leser einfach blind den Testergebnissen vertrauen ohne diese noch groß zu hinterfragen. Wenn Versicherungsgesellschaften gegen Testresultate angehen oder Richtigstellungen veröffentlichen, dann wird das von der Allgemeinheit meistens lächelnd nur als ein Versuch der Selbstverteidigung wahrgenommen, nach dem Motto „Die wollen ja bloß ihr schlechtes Testergebnis schön reden“. Die Branche ist selbst schuld. Schneidet nämlich ein Versicherer gut ab, dann brüstet er sich in der Öffentlichkeit mit dem Testergebnis. Was soll der Verbraucher da denken? Dass nur die positiven Testergebnisse der Finanztest korrekt sind?

Dass das fachliche Know-how der Mitarbeiter von Finanztest zu wünschen übrig lässt, beweisen schon die Auftritte von einzelnen selbsternannten Finanzexperten in diversen Verbrauchersendungen im Fernsehen. Da werden leichtfertig Aussagen getroffen, die erfahrene Versicherungsfachleute glattweg aus dem Fernsehsessel hauen. Schlimm ist, dass sich die Verbraucher daran wahrscheinlich orientieren und so dazu veranlasst werden, falsche Entscheidungen zu treffen mit teilweise fatalen Folgen.

Wie daneben Finanztest mit seinen Urteilen liegen kann, zeigt beispielhaft ein Bericht der Firma Maxpool (ein Versicherungsmakler-Pool) in der Augustausgabe ihrer Hauszeitschrift. Maxpool ließ über Versicherungsexperten verschiedene Auswertungen von Finanztest anfordern. Die Finanzexperten gaben sich dabei als ahnungslose Verbraucher aus, die bei Finanztest Analysen für bestimmte Produkte bestellten. Die Ergebnisse waren schlichtweg niederschmetternd. Auf die Fehler in den Analysen hingewiesen antwortete Finanztest mit den Worten „[…] Im Rahmen unserer Arbeit können wir leider keine inhaltliche Diskussion mit Ihnen führen […]“.

Was müsste denn passieren, damit die Qualität der Arbeit von Finanztest besser wird? Selbst wenn ein Verbraucher die Firma anzeigen würde, weil er aufgrund des Rates von Finanztest eine Fehlentscheidung mit Folgen getroffen hat, würde das wahrscheinlich wenig helfen. Abgesehen von der Frage ob Finanztest überhaupt belangt würde, würden die selbsternannten Verbraucherschützer auch ein negatives Urteil wahrscheinlich relativ locker wegstecken.

Der einzige Weg, der etwas bewirken könnte, wäre wahrscheinlich die beharrliche Verweigerung der Versicherungsgesellschaften an einer Testteilnahme. Bisher lehnt aber lediglich die Continentale grundsätzlich und absolut konsequent jede Teilnahme an den Analysen von Finanztest ab.