Start

Länger leben für mehr Rendite

Private Rentenversicherung

Die meisten Kunden versprechen sich von der privaten Rentenversicherung sowohl eine lebenslange Versorgung auf der einen Seite als auch eine attraktive Rendite auf der anderen Seite. Das ist das Dilemma, vor dem die private Rentenversicherung steht.

Versicherungsexperte Philip Wenzel beschreibt es so: "Obwohl die Zeiten, in denen man mit einer Lebens- oder Rentenversicherung überdurchschnittliche Rendite machen konnte, vorbei sind, locken die Versicherer mit hohen, möglichen Ablaufleistungen und einer Geld-zurück-Garantie." Doch diese Idee widerspricht dem Prinzip der Altersvorsorge, das auf dem Kollektivgedanken basiert.

Kollektivgedanke der Versicherung widerspricht der Geld-zurück-Garantie

Eine Versicherung basiert auf der kollektiven Risikoübernahme: Viele zahlen einen Versicherungsbeitrag ein, um beim Eintreten des Versicherungsfalles aus dieser Kapitalsammelstelle einen Schadenausgleich zu erhalten. Da der Versicherungsfall nur bei wenigen Versicherten eintreten wird, reicht das vom Versicherer gesammelte Vermögen aus (und für den einzelnen Versicherten entsteht ein zahlbarer Beitrag). Das Kollektiv sichert also den Einzelnen ab.

Für die Rentenversicherung bedeutet dies, dass ein Kollektiv an Sparern einzahlt, um damit den Rentnern eine Rente auszubezahlen, solange diese leben. Stirbt ein Rentner, bevor das eingezahlte Kapital verbraucht ist, werden damit die Renten aller anderen Versicherten finanziert. Wenzel kritisiert: "Wollte jeder die eingezahlten Beiträge zurück haben, wird die Rente für alle niedriger. Der Einzelne müsste mehr einzahlen, um seinen Bedarf zu decken."

Anlage-und Langlebigkeitsrisiko

Wenzel zufolge müssen Versicherer also sowohl das Anlagerisiko als auch das biometrische Risiko der Langlebigkeit kalkulieren, um den Versicherungsnehmer mit einer lebenslangen Rente auszustatten.

Bei dem Anlagerisiko ist dies einfach: Es wird bei einer Fondsanlage ohne Garantie auf den Kunden übertragen. Bei dem Langlebigkeitsrisiko ist es etwas umständlicher. Wenzel beschreibt es so: "Um diesem Risiko gerecht zu werden, berechnet der Versicherer anhand der Sterbetafeln eine wahrscheinliche Lebenserwartung und schlägt noch eine zu erwartende Steigerung darauf. Jetzt weiß er, wie alt die Kunden durchschnittlich werden, und kann mit Hilfe eines Rechnungszinses festlegen, wie viel Rente pro 10.000 Euro Kapital lebenslang gezahlt werden kann, ohne dass der Versicherer dabei Geld verliert. Diesen Umrechnungsfaktor nennt man Rentenfaktor. Kann der Versicherer diesen Rentenfaktor nach Vertragsschluss ändern und dabei neue Kenntnisse zur durchschnittlichen Lebenserwartung einfließen lassen, überträgt er das Langlebigkeitsrisiko auf den Kunden."

Auf die Rendite eines Vertrages hat die Langlebigkeit enormen Einfluss. Am Beispiel eines 35-Jährigen, der mit 65 in Rente geht, wird dies deutlich: Übersteigt die Lebenserwartung die berechnete Steigerung um fünf Jahre, sind 15 Prozent mehr an Kapital notwendig, bei zehn Jahren 30 Prozent und bei 15 Jahren etwa 44 Prozent. Wird vom Versicherer also ein Rentenfaktor garantiert (auf das gesamte Vertragsguthaben bei Rentenbeginn), geht er ein erhebliches Risiko ein. Um das im Durchschnitt auszugleichen, ist die Rendite einer Rentenversicherung grundsätzlich niedriger als bei einer Fondsanlage. Demzufolge kann derjenige Kunde eine hohe Rendite erwarten, der älter wird als der berechnete Durchschnitt, so Wenzel.

Wenzel betont auch, wie wichtig es ist, nicht den Grundgedanken der Rentenversicherung aus den Augen zu verlieren. Der bestünde nämlich gerade darin, den Grundbedarf im Alter zu sichern, und ist für Kunden enorm wichtig, die es sich nicht leisten können, 100 Euro im Monat auf die Seite zu legen. Diejenigen, die es sich leisten können, ihre Altersvorsorge mit verschiedenen Anlagen zu sichern (etwa in Immobilien, Aktien und Sparplänen), werden wohl auch im Alter keine Existenzangst zu haben brauchen, sondern müssen lediglich mit einem Rückgang des Lebensstandards rechnen.

Lösung: Möglichst lange leben

Wenzel fasst zusammen: "Will man die Rendite seiner Rentenversicherung erhöhen, sollte man sich bemühen, möglichst lange zu leben. Das ist der einzige Weg, in diesem Produkt den Bedarf und das Bedürfnis zu vereinen."

Artikel eingestellt am in der Rubrik Kapital & Finanzen.

Autor: .